Hallo und herzlich willkommen zu Chemnitz aktuell!
Liebe Zuschauerinnen und Zuschauer, schön, dass Sie wieder mit dabei sind. Garagenhöfe haben im Osten Deutschlands eine besondere Bedeutung. Kein Wunder also, dass mit dem Projekt „3000 Garagen“ diese nostalgischen Orte auch im Kulturhauptstadtjahr eine wichtige Rolle spielen. Ein solcher Hof in Chemnitz erstrahlt nun allerdings in ganz neuem Glanz. Der Vorstandsvorsitzende der Firma Future Construct, Martin Edler von Dalarmi, weiß mehr dazu.
Herr Edler von Dall‘Armi, wie kam es denn zur Zusammenarbeit zwischen dem Projekt „3000 Garagen“ und Ihrer Firma im Rahmen des Kulturhauptstadtprojektes?
Ja, wir sind in Kontakt gekommen mit Frau Kubicka – das war Anfang des Jahres, in der ersten Jahreshälfte. Da hatten wir dort Bauaktivitäten und wurden auf das Projekt „3000 Garagen“ aufmerksam gemacht. Das hat sich sehr interessant gestaltet, oder vielmehr angehört, weil mit einem Schlag klar war: Moment, wir stellen hier eine mögliche Zukunft vor, wie Garagen in Zukunft aussehen könnten. Dabei gibt es ja eine lange Kulturgeschichte dieser Garagen – eigentlich der ursprünglichen Parklandgaragen.
Sie haben es gerade angesprochen, und auch ich erwähnte es bereits in meiner Moderation: Welche kulturelle oder historische Bedeutung messen Sie denn den alten Garagenhöfen bei, auch wenn sie jetzt in ganz neuem Glanz erstrahlen?
Ja, also ich habe mich mal mit einem Bildband beschäftigt, der zeigt, wie diese Garagenhöfe ursprünglich entstanden sind. Das ist letztendlich ein Kleinod, und ich habe es liebevoll mal genannt: „der freie Raum für den Ehemann“, wo man einfach das Seinige hegen und pflegen kann. Wir haben selber einige Garagen besichtigt und festgestellt: Es gibt sie als persönliche Museen, als Werkstätten oder mit anderen Sammeleigenschaften. Es ist wirklich eine eigene, gewachsene Kultur. Früher war es ja auch so: Man hat sich untereinander geholfen, es war ein Aufenthaltsort, wo sich Gleichgesinnte getroffen haben, um einfach auf kurzem Wege Unterstützung zu leisten. Genau das hatte – und hat – einen wirklich sehr angenehmen Charme.
Nun ist es so: Ihr Garagenhof wurde völlig modernisiert und auf den neuesten Stand gebracht. Aus Ihrer Perspektive: Inwiefern trägt denn der modernisierte Hof zur Idee der Garagen als Kulturgut bei, wie es eben das Projekt „3000 Garagen“ beschreibt?
Da muss ich ein bisschen aus dem Nähkästchen plaudern. Unsere Firma beschäftigt sich seit vielen Jahren mit dem Bau von neuen Garagenhöfen. Wir haben immer wieder festgestellt: Beides ist gewünscht. Es gibt eine Generation, die liebt diese alten Garagen mit dem Charme, wie sie sich entwickelt haben. Und es gibt eine neuere Generation, die einfach größere Autos fährt und etwas andere Zielsetzungen hat. Die mögen aber das Grundprinzip, dass man seine Garage hat, in der man schalten und walten kann, vielleicht eine kleine Werkstatt einrichtet. Das bleibt immer gleich. Nur die Generation hat sich ein bisschen geändert.
Also dieser Zusammenhalt und auch der Austausch untereinander – das bleibt auch in modernisierten Höfen ähnlich?
Genau, das bleibt sehr ähnlich.
Lassen Sie uns auf die Bauarbeiten und Umbauarbeiten blicken. Welche Herausforderungen gab es beim Abriss und Neubau der Garagen, insbesondere im Hinblick auf die Geschichte des Standorts?
Der Standort ist eine sehr spannende Sache. Wenn ich es jetzt noch richtig weiß, war dort mal eine Munitionsfabrik oder irgendeine kriegsunterstützende Fabrik – nageln Sie mich nicht fest. Jedenfalls wurde die zerbombt, dann zugemacht, und danach wurde dort Schutt aus der ganzen Umgebung aufgeschüttet. Wir sind also auf einer ordentlichen Anhöhe. In den 80er-Jahren wurden darauf die Parkgaragen gebaut, von den damaligen Eigentümern, die sie in mühevoller Arbeit errichteten. Die standen jetzt 40 Jahre und mehr.
Unsere Herausforderung war, den Boden zu untersuchen, den Bauschutt abzutragen und die alten Garagen abzureißen. Wir haben 230 LKW-Ladungen Bauschutt entsorgt, 600 LKW-Ladungen neues Material angeliefert und 40 Container Müll entsorgt. Insgesamt haben wir 517 Altgaragen abgerissen, die nicht mehr in einem Zustand waren, der eine weitere Nutzung ermöglicht hätte. Damit war die Entscheidung klar: Wir machen alles neu. Das war auch von der Stadt so gewünscht. Wir haben eng kooperiert, und die Resonanz war von vielen Seiten sehr positiv.
Sie hatten es angesprochen: Es wurde sich für einen Neubau entschieden. Welche Rolle spielen dabei nachhaltige Energien, wie Photovoltaikanlagen, im Hinblick auf nachhaltige Stadtentwicklung? Und welche Auswirkungen könnte dies auf die Zukunft solcher Garagen haben?
Wir haben dort eine Garagenfläche, die eine Dachfläche bietet, auf der wir circa ein Megawatt Photovoltaikanlage installieren können. Das ist bereits in Planung. Wir haben Verrohrungen vorgenommen und ein Zusatzgrundstück für den Mittelspannungstrafo gesichert. Während der Bauphase haben wir die vorbereitenden Maßnahmen getroffen. Das ist eine großartige Möglichkeit, Photovoltaik auf Flächen einzusetzen, die vorher ungenutzt waren. Einfach nur auf eine Grünfläche zu bauen, geht in der Stadt natürlich nicht. Aber bei einem Garagenhof ist es möglich. Das ist eine Win-win-Situation, auch für die Stadt.
Lassen Sie uns über die Mieter sprechen. Wie haben diese auf den modernisierten Hof reagiert? Gab es schon erste Rückmeldungen?
Ja, wir haben bei diesem Hof wirklich die Moderne einziehen lassen. Es gibt ein Tor mit Kennzeichenerkennung, Kameraüberwachung und weitere Sicherheitsfeatures. Beim Richtfest hatten wir alle Mieter eingeladen, die wir bis dahin schon kannten, sowie alle Bauhelfer und Dienstleister.
Eine schöne Anekdote dazu: Ein junges Ehepaar kam, das bereits eine Garage angemietet hatte. Als meine Kollegin sie zu ihrer Garage führte und diese vorstellte, hatten die beiden Tränen in den Augen. Sie waren überglücklich, endlich ihre eigene Garage zu haben – ausgestattet mit Licht, Strom, alles sauber und funktional. Das war ein sehr emotionaler Moment.
Zum Schluss: Ihr Garagenhof wird Teil eines Kunstprojekts von Martin Maleschka. Was erhofft man sich davon?
Wir haben mit Frau Kubicka beim Richtfest darüber gesprochen. Die Kooperation ist noch nicht weiter ausgearbeitet. Aber wir haben festgelegt, dass es eine großartige Möglichkeit ist, die alte und die neue Welt der Garagen zu verbinden. Ich lasse mich überraschen, wie der Künstler diese Verbindungen herstellen wird.
Abschließend: Chemnitz wird Kulturhauptstadt. Welche Bedeutung messen Sie dem Projekt „3000 Garagen“ im Kontext dieses großen Events bei?
Ich habe mich schon vorher mit den Parklandgaragen beschäftigt, um zu verstehen, was das für eine Kultur ist. Nur wenn man die Geschichte versteht, kann man nachvollziehen, was passiert, wenn man einen neuen Garagenhof baut. Dieses Projekt bietet endlich eine Plattform, um die Geschichte und Zukunft der Garagen zu beleuchten – und das halte ich für besonders wichtig.